Donnerstag, 06. Juni 2019
Beratung und Begleitung versus Behandlung und Diagnostizieren
Das Berufsbild eines Lebensbegleiters, Trainers oder Coaches unterscheidet sich deutlich von dem des Heilpraktikers, Therapeuten oder eines Arztes.
Während Letztere ein diagnostisches Interesse an physischen oder psychischen Krankheiten, deren Ursachen und Heilverfahren haben, geht es in der Lebensbegleitung um das Anwenden von Methoden, mit denen Du Menschen auf ihren Wegen zu deren ganz persönlichen Fähigkeiten und positiven Möglichkeiten begleiten kannst. Damit wird die ganzheitliche, das heißt körperliche, psychische und geistige Gesundheitsvorsorge gestärkt. Den Anspruch, ‘etwas zu heilen’ gibt es in der Lebensberatung nicht.
Dies erfuhr ich sehr deutlich, als ich vor einigen Jahren meine Ausbildung zur Heilpraktikerin absolvierte.
Nicht, dass mich die Themen dort gelangweilt hätten. Ich fand es sehr spannend und für mich wissenswert, über Infektionskrankheiten und ihre Inkubationszeit mehr zu erfahren. Auch, wie ich einzelne Krankheiten über die Differenzialdiagnose erkennen konnte, war für mich ein guter Baustein.
Nach zwei Jahren bemerkte ich jedoch, wie meine Motivation, für die Heilpraktikerausbildung zu lernen und Zeit zu investieren, immer mehr nachließ. Ich machte nämlich die Erfahrung, dass der viele Lernstoff darauf vorbereitete, schulmedizinisches Wissen aufzunehmen, Gesetzestexte zu kennen, das Spritzen von Injektionen zu erlernen und Inkubationszeiten und Differenzialdiagnose zu können. Das war weit entfernt von dem, was ich mir vorstellte unter dem Signum ‘mit Menschen arbeiten’.
Schon kurze Zeit später kam die passende Gelegenheit auf mich zu, eine Ausbildung kennen zu lernen, die die Beratung und Begleitung von Menschen in ihrem Fokus hatte. Und da es ja immer, wenn wir um etwas bitten, auch die berühmten Zu-Fälle gibt, war ich sehr dankbar, diese Art des Begleitens kennen lernen zu dürfen.
Schon nach kurzer Zeit stand für mich fest, dass ich die Philosophie des Beratens sehr viel schneller und flüssiger verinnerlichte und das Behandeln und Diagnostizieren immer weiter in den Hintergrund trat. Mich hatte der Virus „Beratung“ infiziert und seither hat er mich auch nicht mehr los gelassen.
Natürlich kann ich das jetzt in vielen Sätzen erklären.
Aber schön ist auch die kleine Geschichte, die sich so oder so ähnlich immer wiederholt. Da ich öfter zu Netzwerktreffen gehe und viel Austausch mit fremden Menschen, z.B. auf Messen, habe, ist einer der ersten Sätze, die ich höre, der: „Wofür steht Ihr Beruf der Beraterin?“
Und ich antworte: „Als Gedankenentwirrerin für die Klienten, die zu mir kommen. Sie haben gerade ein Problem, eine Krise und drehen sich im ‘Und-ewig-grüßt-das Murmeltier-Rad’. Sie sind daran interessiert, etwas aus sich heraus mit Hilfe zur Selbsthilfe selbst lösen zu wollen, damit aus dem Hamsterrad auszusteigen und wieder einen klaren Blick für klare Lösungen zu bekommen. Und den Menschen dabei Unterstützung zu geben, ist mein Beruf.“
Kurzes Schweigen, ich merke, wie sich mein Gegenüber diese Sätze verinnerlicht,dann geht es auch gleich weiter: „Hmmm, wie ist denn nun der Unterschied, würde ich zum Beispiel zu einem Therapeuten wollen, statt zu einem Berater?“
Ja, das ist mir wohl bekannt. Für viele Menschen stellt sich die Frage: Wann braucht es welche Berufssparte? Und so antworte ich: „Beratung zielt darauf ab, einen Denkanstoß zu geben, einen Tipp, einen Hinweis, aus dem der Mensch, der zu mir kommt, dann selbst etwas entwickeln kann. Etwas aus seinen Krisen lernen, sie lösungsorientiert in etwas Gutes und Sinnvolles verwandeln können, macht meine Klienten stark und bringt sie wieder auf ihre ganz persönliche Lebensspur zurück.“
„Aha“, höre ich da schon mein Gegenüber. „Das kann ich mir gut vorstellen“. Gibt es denn noch mehr Unterscheidungen?“
„Therapeuten fragen schnell nach dem ‘Warum’ oder ‘Woher kommt dieses Problem’, Berater dagegen fragen viel und fordern dadurch eher auf. Zum Beispiel mit solchen Sätzen wie: ‘Was denken Sie, wie es Ihnen besser gehen könnte?’
Mit einem Rat an der Seite des Klienten stehen. Nicht mit einem vorgefertigten Plan, einer Methode oder gar einer Therapie – sondern lediglich Vorschläge machen.
Berater nehmen sich der jeweiligen Lebensumstände wie z.B. Problemen, Schwierigkeiten und Hürden im Alltag an, nicht den Erkrankungen.
Und damit ist auch der Berater selbst gefragt: Er muss klar entscheiden können, was er sich zutrauen darf.
So stand ich auch vor der Frage, ob ein Klient mit Ängsten bei mir richtig sei. Streng genommen sind zum Beispiel Phobien ein Bild aus der psychiatrischen und psychotherapeutischen Diagnostik. Aber haben wir nicht alle irgendwann einmal Angst, ohne gleich von einer psychischen Störung sprechen zu müssen?
Und wenn Du das Gefühl haben solltest, es braucht eine Unterstützung bei Deinem aktuellen Thema, bei einer Begebenheit, die sich im Kreis dreht und Dir nicht lösbar erscheint, dann zögere nicht und setze Dich gern mit mir in Verbindung. Ich freue mich auf Dich!